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Portrait Boris Spasski

Boris Spasski
Geboren am 30. Januar 1937 in Leningrad (Sankt Petersburg)
Schachweltmeister 1969-1972

„Ich spiele Schach, weil im Alter von neun Jahren meine unendliche Leidenschaft entbrannte.“

Die Weltmeisterschaft 1972 in Reykjavik zwischen Titelverteidiger Boris Spasski und Herausforderer Bobby Fischer beherrschte die Weltpresse wie kein anderes Schachevent davor – und danach: Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges wurde das „Match des Jahrhunderts“ zum Kampf der Systeme West/Ost hochstilisiert – mit negativen Folgen für die beiden Schach-Titanen. Spasski durfte nach dem Titelverlust neun Monate lang nicht an internationalen Wettkämpfen teilnehmen. Das hinderte ihn allerdings nicht daran, 1973 erneut den Titel des Sowjetischen Meisters zu gewinnen – es war das allzeit bestbesetzte Turnier um die Landesmeisterschaft. Sein Freund Fischer verschwand aus der Öffentlichkeit, gab seinen Titel 1975 kampflos ab und erschien erst 1992 zum Revanche-Schaukampf mit Spasski wieder am Schachtisch.

Fischers Schachkunst bewundert Spasski noch heute: „Er zählt für mich zu den ganz Großen, neben Paul Morphy, Mikhail Chigorin, Alexander Alekhine und Michail Tal. Nebenbei bemerkt: allesamt tragische Persönlichkeiten, außer Mikhail Tal“, sagt Spasski.

Seine Jugend zeigt eindrücklich, wie in der Sowjetunion begabte junge Spieler gefördert wurden: Mit neun Jahren trat Spasski der Schachsektion im Leningrader Pionierpalast bei. Sein erster Trainer war Wladimir Sak, ein Candidate Master und leidenschaftlicher Trainer, der unentwegt nach talentierten Kindern Ausschau hielt. Dank Zaks persönlichem Einsatz erhielt Spasski ein monatliches Stipendium: „Das war eine große Hilfe für die Familie.“ Mit 11 Jahren war er bereits Spieler der 1. Kategorie; 18-jährig gewann er nicht nur die Jugend-Weltmeisterschaft: Die FIDE verlieh ihm zudem den Titel eines Großmeisters für seinen Erfolg beim Interzonenturnier in Göteborg 1955. 1969 holte er sich die Krone und überwand Tigran Petrosjan in einem spannenden Kampf um die Weltmeisterschaft. „Als ich die 14. Partie nach Vertagung noch retten konnte, war ich überglücklich. Vielleicht mein schönster Moment am Schachtisch“, sagt Spasski.

In seiner stärksten Phase war Spasski als ein außerordentlich feiner Angriffsspieler gefürchtet; ein leidenschaftlicher und feuriger Kämpfer, der zudem alle anderen Spielphasen herausragend präzise behandelte. Für seine Spielweise wurde in der Sowjetunion der Begriff „Universalstil“ geprägt – die höchste Auszeichnung für einen Schach-Titanen. Spasski selbst schätzt das Mittelspiel als seine größte Stärke ein, insbesondere im entscheidenden Moment. 

Auch Hollywood ehrte Spasski: Im James-Bond-Film „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963) gibt sich der Spectre-Agent Kronsteen als Großmeister aus. Auf dem Brett ist die entscheidende Position aus der Partie Spasski – Bronstein zu sehen, in der Spasski den Gewinnzug zur UdSSR-Meisterschaft 1960 ausführte. Allerdings mit einer kleinen Veränderung: Der zentrale weiße Bauer steht nicht auf seinem ursprünglichen Feld. „Ich vermute, sie wollten eventuellen juristischen Auseinandersetzungen aus dem Weg gehen“, sagt Spasski.