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Portrait Günter Wallraff

Günter Wallraff
Geboren am 1. Oktober 1942 in Burscheid
Journalist und Schriftsteller

„Ich spiele Schach, weil ich dann alles andere vergessen kann und mir spielerisch eine eigene Welt erschaffe.“

In der Jugend war ihm der Marathon wichtiger, aber als er mit seinen Undercover-Recherchen begann, erkannte Günter Wallraff auch seine ganz persönliche Faszination für das Schachspiel: „Ich war während der vergangenen Jahrzehnte ständig gefordert und gehetzt, in Kampagnen verwickelt und gleichzeitig auf der Anklagebank. Schach hat mir all die Jahre Ruhe und Ausdauer gegeben; bei einer Partie lasse ich alles andere hinter mir und bin in einer anderen Welt. Mit dem Schach habe ich mir einen Ruhepol in meinem Leben geschaffen, ja geradezu eine Lebenshilfe. Da erlebe ich wahre Glücksmomente.“

Vor über 40 Jahren druckte die Gewerkschaftszeitung Metall seine ersten Aufsehen erregenden Industriereportagen – der Auftakt zu einer Serie publizistischer Meisterstücke: So entlarvte er in den 70ern die Putschpläne des früheren portugiesischen Staatspräsidenten General Spinola. Legendär ist auch Wallraffs „Anti-BILD-Trilogie“; mit „Ganz unten“ folgten seine Erfahrungen als türkischer Gastarbeiter. Wallraffs Undercover-Recherchen gewähren Einblick in die Pharmaforschung; für das ZDF berichtet er über Call Center im Direktvertrieb oder über miserable Arbeitsbedingungen und Hygienezustände in einer Brotfabrik. „Bei meiner Arbeit bin ich ständig in Abwehrsituationen, ich provoziere mit meinen Aktionen Gegenzüge, die ich bereits im Vorhinein erkennen und berücksichtigen muss – genau wie bei einer Schachpartie.“
 
„Manche sehen Schach ja als Kriegsspiel“, sagt Wallraff – und als Pazifist und Kriegsdienstverweigerer lehne er Kriegsspielzeug grundsätzlich ab. „Aber mit meinem Freunden geht es nicht um gegenseitige Vernichtung. Wir machen uns auf Fehler aufmerksam, die unter unserem Spielniveau liegen. Dann wird der schwache Zug zurückgenommen, auch wenn das nicht der Regel ‚berührt – geführt’ entspricht!“ Wallraff bezeichnet sich als unkonventionellen Spieler, „der dadurch manchmal einen Spielstärkeren in Verlegenheit bringen kann. Geht die Partie dennoch verloren, so ist das keine Niederlage für mich, sondern Teil meines niemals endenden Lernprozesses.“ Hat Wallraff ein Schach-Vorbild? „Ja, beispielsweise Victor Kortschnoi, denn er verkörpert für mich das Lebensprinzip Schach.“