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Schach-Olympiade Dresden, 1.Tag

Dresden, 13/11/2008

Endlich! So oder ähnlich dürfte der eine oder andere stille Seufzer dem einen oder anderen Aktiven, Offiziellen und sonst irgendwie der Mannschafts- WM verbundenen Schächer durch den Kopf gegangen sein.



Hans Dieter Post, der stets emsige und nette Kollege unter den Landespressereferenten in Hessen hat uns einen netten Artikel überlassen, den er gestern für seinen Verteiler des Newsletters geschrieben hat. Wir geben ihn hier gern wieder. Wenn Sie den Newsletter des hessischen Schachverbandes abonnieren möchten, melden Sie sich hier an: http://www.hessischer-schachverband.de/newsletter/index.htm

Endlich! So oder ähnlich dürfte der eine oder andere stille Seufzer dem einen oder anderen Aktiven, Offiziellen und sonst irgendwie der Mannschafts- WM verbundenen Schächer durch den Kopf gegangen sein.
Als akkreditierter Pressemensch ist es mir vergönnt, nicht nur Teil der Seufzenden zu sein, sondern auch ein paar Blicke mehr hinter die Geschehnisse werfen zu können, als der Normalzahler. Das man dadurch nicht auch automatisch die besten Plätze bekommt, zeigte sich dann bei der Eröffnungsfeier, als man stets nur die Rücken der Solisten und Protagonisten auf der Showbühne inmitten des Dresdner Eisstadions zu sehen bekam. In weiter Ferne war dann auch der Innenminister Deutschlands und die Oberbürgermeisterin der Stadt Dresden zu sehen. Für die "richtigen" Pressevertreter gabs denn aber schon noch bessere Möglichkeiten, wie die fotobehängten Titelseiten der Lokalpresse zeigten.
Während nun die Eine mehr über Dresden als über Schach redete, kam denn vom für den Sport zuständigen Bundesminister immerhin gehaltvolleres zum Thema Schach. Und nicht nur deshalb gebührte ihm die Ehre, diese Sparten-Olympiade denn auch zu eröffnen.
Der FIDE Präsident war übrigens nicht anwesend, denn ein wohl etwas schwererer Unfall bei der Anreise in Moskau zwang ihn zum stationären Aufenthalt in einem Krankenhaus, und er wurde FIDE seitig vom Ehrenpräsidenten Campomanes vertreten, der wiederum die Grußworte des FIDE Oberen und einiges aus eigener Anschauung zum Besten gab.
Auch die deutsche Bundesspitze war nur unscharf im weiten Rund zu erkennen, wahrscheinlich ans Krankenlager des Schachkaisers geeilt, einzig Vize Kribben war zu sehen, und der Pressereferent natürlich omnipräsent.
Das Showprogramm um Max Mutzke, ja das ist der wo der Raab dran gedreht hat, und eine weitere Newcomerin, deren Name mir schon nach einer Nacht wieder entfallen ist, war trotz angekündigtem heißem Soul nicht jedermanns Geschmack in der Eishalle. Zumindest blieben die eine oder andere erdenkbare folkloristische Einlage in der Schublade.
"Pink" wäre doch eine gute farbliche Alternative zu all dem Schwarzweiß gewesen, oder statt der Queen- Coverband MerQury dann doch eher "The Machine" als Pink Floyd Erbe, wenns denn schon nichts Echtes sein darf oder kann. Von der lieben Künstlergage jetzt mal ganz abgesehen...
Die erste Veranstaltung im Rahmen der Olympiade startete schon am frühen Nachmittag: das Partnerschulenturnier. Die Idee ist, das deutsche Schachschulen eine Patenschaft der teilnehmenden Nationen übernehmen und diese als virtuelles Team bei eben jenem Turnier repräsentieren. So vertrat zum Beispiel eine Bad Hersfelder Schule die USA, während Deutschland als einzige Ausnahme von Grundschülern aus dem russischen Khanty-Mansijsk vertreten wurde, dem Ort, wo als nächstes die Schach-Olympiade stattfinden wird. Da sich zudem die kleinen Racker alle Mühe gaben, in den jeweiligen Landesfarben anzutreten, war das Ganze schon eine nette Idee!
Vielleicht noch ein Schritt weiter zurück: bei der Zufahrt zur Halle über eine der Elbbrücken fällt die Halle gar nicht als so groß auf, eher wie eine gewöhnliche Sporthalle, wenn man von der Architektur absieht.
Man kennt das vielleicht von Schauspielern, die, wenn man sie nur vom Bildschirm oder Leinwand kennt, als riesig in die eigene Gehirnrinde eingebrannt werden; um dann bei flüchtiger Begegnung leicht übersehen zu werden.
Leider war dann für die Partnerschulen eine gewisse Enge nicht vermeidbar, also eher so, wie ich Schulschach im regionalen Erleben kenne: (überraschend) zu viele Teilnehmer, zu wenig Platz. Ob die fehlenden Tischnummern nun auf Platzmangel oder Organisationsschwäche zurückzuführen sind..... wer weiß.
Spaß machen muss es, und das war bei den Kiddies irgendwie dann doch der Fall. Die Betreuer waren schließlich für das richtige Finden und Setzen zuständig.
Da Dresden nicht Peking ist, und nur 4 Millionen statt 4 Milliarden (oder eine andere nicht fassbare Zahl) offiziell kostet, waren denn die Fahnenträger beim Einmarsch der Nationen nicht der große Topalov, Kramnik, Aronian, Najditsch, usw sondern eher der kleine Klaus, Petrik, Sarah, oder die Mandy; also jeweils zwei aus den Partnerschul/Nationalmannschaften "rekrutierte" Botschafter, die als Gegenleistung in den Genuss einer warmen Mahlzeit und endlos langem Stehen auf dem Stadioneis kamen.
Zwischen Erstturnier und Eröffnung lag dann noch eine Pressekonferenz, bei der die Trainer Bönsch und Lobzhanidze sowie die Aktiven Ketino Kachiani-Gersinska,Melanie Ohme und Jan Gustafsson nebst Moderator Klaus-Jürgen Lais; genau, der Omnipräsente! Unisono träumen alle vom einstelligen Tabellenplatz, zumal da nach ELO die stärksten deutschen Teams aller Zeiten antreten. Wieder kann man sich des Eindruckes nicht erwehren, das auch hier einmal mehr Potemkin herhalten muss, um zu verschleiern, das die Zahlen wahrscheinlich nur im einfachen Vergleich mit den Vorjahren betrachtet wurden, die bekannte ELO Inflation aber nicht mitgerechnet ist. Denn auch Russland tritt mit einem gigantischen ELO Niveau auf, inflationär eben, wie es bei den anderen Nationen auch sein wird. Wünschen wir mal den Kopfatlethen, das die Tagträume aus der Pressekonferenz nicht zum Alptraum an der Tabellenwand mutieren.

Gruß aus Dresden,

Euer
Hans D. Post
webmaster@hessischer-schachverband.de


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