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Allein für ihr Land

Dresden, 18/11/2008

Moses und Steven Male Kawuma treten bei der Schacholympiade in Dresden für Uganda an. Sie tun dies alleine, denn ihre Mannschaftskollegen sind nicht in Dresden, da sich ihre Föderation zu spät um die Visaformalitäten gekümmert hat.



Bis dato schlagen sich die beiden sportlich sehr gut. Nach fünf Runden haben Steven Male 3 und Moses gar 3,5 Punkte aus vier Partien gesammelt. In der dritten Runde sollten die beiden gegen Lettland antreten, doch da sich Moses in der Botschaft aufhielt, ging das Spiel 0:4 kampflos verloren. Es muss zumindest, damit der Kampf regulär beginnen kann, die Hälfte einer Mannschaft anwesend sein,

Ergebnisse Uganda nach fünf Runden


Die Kawumas sind in Schottland geboren, verbrachten aber die meiste Zeit ihres Lebens in Uganda, dort erlernten sie in ihrer Jugendzeit das Schachspiel, und leben seit Januar 2007 in Southampton, wo sie als Maschinenbauingenieure arbeiten. Für den 27jährigen Steven Male ist es schon die fünfte und für den 30jährigen Moses die dritte Schacholympiade.

Im Gespräch äußern sich die Brüder, dass es in Ihrer Heimat zwar nicht wenige Turniere gäbe, diese aber nicht ausgewertet werden, wodurch ihre wahre Spielstärke durch die aktuelle Elozahl kaum wiedergegeben wird. Steven Male meint, dass er bei der afrikanischen Juniorenmeisterschaft im Jahr 1999 ähnlich stark wie die heutigen IM´s Amon Simutowe (Elo 2463, Sambia) und Kenny Solomon (Elo 2337, Südafrika) gewesen sei und trauert ein wenig der Zeit hinterher und der verpassten Chance, ebenfalls ein so guter Spieler geworden zu sein.
Obwohl inzwischen einige Jahre vergangen sind, offenbaren die beiden immer noch ehrgeizige Ziele. Sie möchten bis Ende 2009 Elo 2300 erreichen und fragen, nachdem der Autor sich als internationaler Titelträger enttarnt hat, wie sie dieses Ziel am Besten erreichen könnten. Nach der vielleicht etwas „deprimierenden“ Antwort fangen die beiden an zu lachen und es wird immer deutlicher, dass die Jungs das Herz am rechten Fleck haben.

Beide berichten freimütig, dass ihre jeweilige Lebensgefährtin in Uganda lebt. Moses hat sogar eine zweijährige Tochter. Beide vermissen ihre Familie und ihre Frauen sehr, aber sie können es sich kaum leisten mal nach Uganda zu fliegen. „Ich spare für meine Hochzeit, denn in Uganda wird erwartet, dass man dieses Ereignis im großen Stil ausrichtet, und dann kann meine Frau mit dem Kind auch nach England kommen“, erzählt Moses Kawuma und man sieht ihm an, wie sehr er diesen Moment herbeisehnt.


Trotz der familiär nicht einfachen Lage strahlen die beiden einen tollen Optimismus und eine natürliche Freude aus, die auch in der Analyse ihrer Partien zum Tragen kommt. „Das hättest du aber besser machen können heute“, meint Moses zu seinem jüngeren Bruder, der es sich aber nicht nehmen lässt, auf dessen verpasste Chancen hinzuweisen, anstatt direkt auf den dezenten Hinweis einzugehen. Die Schacholympiade und die Bedingungen in Dresden gefallen den beiden sehr gut. Das Essen im Hotel sei toll und es mache sehr viel Spaß hier zu spielen.

Leider, und hier wirken sie etwas betrübt, müssen die beiden, so wie es aussieht, das Turnier zu zweit für ihr Land zu Ende spielen. Moses und Steven Male hatten keine Visaprobleme für Dresden, da sie einen britischen Pass besitzen, doch da ihre Mannschaftskameraden in Uganda leben, mussten die nötigen Formalitäten frühzeitig erledigt werden. Der ugandische Schachverband hat sich aber offensichtlich erst sehr kurz vor der Schacholympiade, obwohl alle Verbände ca. zwei Monate vor dem Turnier mit allen nötigen Informationen und Dokumenten ausgestattet wurden, bei der deutschen Botschaft in Kampala gemeldet.


„Diese Problematik hatten wir leider bei einigen Ländern, insbesondere aus Afrika“, teilt Olaf Modrozynski (Manager Operations) mit, der für die Akkreditierung der Teams bei der Schacholympiade verantwortlich ist. In diesem Fall versucht er auch jetzt noch, die nötigen Formalitäten mit der Botschaft in der ugandischen Hauptstadt zu erledigen, damit zumindest zwei registrierte Spieler nachreisen können. Ob diese allerdings teilnehmen dürften, ist mehr als fraglich, denn eigentlich müssen die Mannschaften ab der vierten Runde mit den Spielern, die vor Ort sind, durchspielen.


So wie es zur Zeit ausschaut, werden die Kawumas bei der Schacholympiade in Dresden für ihr Land alleine weiterspielen müssen. Hoffentlich verlieren sie nicht ihren Optimismus und ihren Spaß am Spiel, denn Schach bedeutet ihnen offensichtlich sehr viel.


Moses Kawuma



Steven Male Kawuma

 

Text und Fotos: Georgios Souleidis

 

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