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Turnierpraxis im Olympiadejahr

Dresden, 21/07/2008

Am Ende waren es 309 Schachfreunde, die in die erste Runde des ZMD-Opens 2008 des Schachfestivalvereins starteten, doch bis dahin war es ein ungewohnt langer Weg. Standen noch 320 Schachfreunde in der Voranmeldeliste, so tauchten doch zum Meldeschluss zunächst "nur" 290 Punktesammler auf und so kurz vor der Auslosung waren noch ausreichend Plätze frei für Nachrücker.

Und sie rückten nach. Allerdings nicht so, wie es sich das auslosende Schiedsrichterteam wünschte. In zähem 5-Minuten-Takt kamen kleine verspätete Gruppen an, bis schließlich die "magische" 300 überschritten war und es war schon nach Vier, als die Marke bei 309 stehenblieb.



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bügermeister Winfried Lehmann bei der Eröffnung des Festivals

54 Schachfreunde fanden sich schon am Sonntag im Schweizer System wieder und machten sich auf die Jagd nach Plätzen und Punkten ab Rang Zwei, einige kamen als "Lucky Loser" noch ins K.O-System weiter. Darunter Dresdens großes Talent Filiz Osmanodja, der am zweiten Tag eine Risenüberraschung glücken sollte. Doch zunächst zu Turniertag 1.

Den Polen Tomasz Markowski - gesetzt an 6 - erwischte es mit einem Remis gegen Heiko Franke vom Tus Coswig. Die 700 Punkte ELO-Unterschied machten sich nicht bemerkbar. Ganz im Gegenteil. In einer ohnehin schlechten Stellung fand der Pole einen fragwürdigen Zug nach dem nächsten, bis die Spieler sich in dem Moment auf ein Remis einigten, in dem Franke laut Rechner eine Stellung mit "Matt in 10" erreicht hatte. Weniger überraschend war dann, dass der Großmeister sich im Tiebreak durchsetzte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schlossterrasse Albrechtsberg zur Eröffnung am Donnerstag

Die nächste Überraschung war dann das Remis zwischen Jesper Morch Lauridsen (2262) gegen Alexander Donchenko (1832). Auch der Öffentlichkeitarbeitsreferent der Deutschen Schachjugend, Falco Nogatz, erreichte ein überraschendes Remis gegen winen viel stärkeren Gegner. Weitere folgten. Olena Kosovska, Setzranglistenplatz 251, schaffte gar einen Weißsieg, ebensoo wie Jascha Fiebich (275) und Merlin Jannes Thamm (285).

Der vierte olympische Schnellschach-Grand-Prix endete mit einem Sieg des für Cottbus spielberechtigten Karsten Schulz. Das änderte aber nichts mehr an der Gesamtwertung, in der Cliff Wichmann nahezu uneinholbar führte. Zu gewinnen gab es reihenweise Eintrittskarten, Preisgeld und Hotelgutscheine. Einige Tickets für die Schacholympiade wurden aus dem Siegerpokal des Gewinners ausgelost und so freute sich doch eine ganze Reihe an Teilnehmern, im November hautnah dabei zu sein.

Filiz, das Glück und ein Wink des Schicksals

Nein, Glück war es nicht das der Glücklichen heute den vollen Punkt gegen den Aserbeidschaner GM Farhad Tahirov einbrachte, sondern konzentriertes Spiel von Anfang an und eine glänzende Leistung in einem vorteilhaften, aber nicht einfachen Endspiel. Mehr als 40 Kiebitze standen über eine Distanz von mehr als ein bis zwei Stunden rund um das Brett der Zwölfjährigen, als sich die Sensation abzeichnete. An den Gesichtern der Kiebitze war abzulesen, dass Uneinigkeit über den Gewinnweg der späteren Siegerin herrschte und doch war man wie gefesselt, als Filiz überraschend stark kalkulierte Züge Richtung Ziel fand.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Präsident des DSB beriet sich am Donnerstag mit Filiz im Großfeldschach

Die meisten der Kiebitze dürften andere Pläne entworfen haben, wie den bewundernden Reaktionen zu entnehmen war. Von all dem ließ sich die Spielerin des USV TU Dresden nicht eine Sekunde beeindrucken. Nicht von der Zeit, die insgesamt drei Mal gegen Null tickte, einmal sogar mit nur einer Restsekunde bis ihr der Uhrendruck wieder 30 Sekunden mehr aufspielte. Nicht vom Remisangebot des Großmeisters, als der bei weitem noch nicht so hoffnungslos wie zum Ende stand. Auch die zweimaligen Mattdrohungen, die Tahirov in schwieriger Stellung aufbaute, entgingen ihr trotz beidseitiger Zeitnot nicht. Die Krönung war jedoch die fantastische Königswanderung von e6 bis tief ins weiße Lager nach f2, von dort aus wieder zurück nach g6, um dann den gewinnbringenden Anlauf bis nach e2 zu nehmen.

Mit dem Sieg gegen den Schachgroßmeister Farhad Tahirov aus Aserbeidschan erspielte sie sich ihren aller ersten Sieg gegen einen internationalen Titelträger. Es wird nicht ihr letzter Sieg gegen einen Meister gewesen sein, aber es ist trotzdem für alle hier - insbesondere für ihren anwesenden Trainer Davit Lobzhanidze ein großer Moment; vor den Augen ihres übeglücklichen Vaters.
Die Schülerin des Sportgymnasiums Dresden gewann nach einer nimzoindischen Eröffnung im Mittelspiel geschickt einen Bauern und später eine Qualität.

Gerade erst vor drei Tagen wurde Filiz dafür geehrt, doppelte deutsche Meisterin zu sein, denn sie errang 2008 zum zweiten Mal gleichzeitig den Titel der Mädchen und Jungen.

Fotos: Franz Gärtner.