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Ich wäre so gerne Spieler unseres Teams

Dresden, 26/08/2008

Mit Loek van Wely sprachen wir über Dresden und die Aussichten der Holländer beim Vielvölkerturnier im November. Noch ist unklar, ob der holländische Spitzenspieler überhaupt in der Aufstellung steht. Als Sekundant arbeitete Van Wely mit Kramnik, Topalov und Kamsky. Loek kämpft mit ähnlichen Problemen wie sein Kollege Ivan Sokolov, der für die Holländer spielberechtigt ist.



Loek, Du erzähltest mir eben, dass die Mannschaftsaufstellung der Holländer für die Schacholympiade noch völlig unklar ist. Woran liegt das?

Zur Zeit ist der Schachverband auf der Suche nach Sponsoren, aber es sieht wohl nicht wirklich gut aus. Wenn das nicht funktioniert, wollen sie eine ganz junge Mannschaft schicken.

Wie wird die Mannschaft dann aussehen?

Wenn Sokolov und ich nicht spielen, wird das Team wohl mit Stellwagen, Smeets, Lame, Wehrle und diesen Jungen bestehen...

...alles bereits richtig gute Spieler...

...das stimmt, sie haben wirklich gute Qualitäten, aber ihnen fehlt es natürlich an Erfahrung. Das bedeutet aber nicht, dass sie sehr schlecht abschneiden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Perspektivteam, so wie unsere zweite Mannschaft, die als Jugendolympiateam antritt.

Ja, das kann man gut miteinander vergleichen.

„King Loek“ ist ein bekannter Rufname für Dich, woher hast Du den denn überhaupt?

Als der InternetChessClub ICC vor etwa 15 Jahren öffnete, bat man mich, einen Nickname zum Spielen auf dem Server auszusuchen und es war einfach eine Laune an diesem Abend, dass ich mir „King Loek“ aussuchte, vermutlich hatte ich einfach nur Glück, dass noch niemand anders vorher darauf kam und von da an nannte man mich so.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kein unsympathischer Name, der Dir vorauseilt. Und wenn wir bei Namen sind: Du warst in den 90ern Sekundant von Gata Kamsky, später von Veselin Topalow und dann auch noch von Vladimir Kramnik. Das bedeutet, Du kennst ein Großteil des Repertoires von drei namhaften Spielern unter den Top Ten! Wie hat man sich die Arbeit vorzustellen?

Zunächst mal ist es eine ganz harte Arbeit, man wird richtig gefordert. Du bist von früh bis spät am Brett, musst ein Gespür dafür haben, in welchen Varianten noch was rauszuholen ist. Ich habe das auch sehr gern gemacht, ich arbeitete für Weltmeisterschatskämpfe, da hängt man sich rein und nicht zuletzt ist es auch ein großes Kompliment an mich, dass man mir diese Chance gleich drei Mal gab.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Verrätst Du uns Unterschiede in der Vorbereitung Kramniks und Topalovs?

Kramnik ist mehr der wissenschaftliche Typ, ihn interessiert alles. Man kann mit vollkommen anderen Themen kommen und er will das alles wissen, Topalov liebt mehr die Ideen der Sekundanten in einzelnen Abspielen, er konzentriert sich auf die Variantenvielfalt in ganz speziellen Stellungstypen.

Dresden ist nicht mehr weit. Natürlich würden wir dort gern alle Stars sehen. Schach ist dort aber ein Mannschaftssport. Wie sieht die Vorbereitung auf eine Schacholympiade aus?

Es ist ein tolles Gefühl, als Mannschaft aufzutreten, es ist was ganz anderes als beim Einzelturnier. Aber es wird nicht im Team gearbeitet, nein.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das überrascht mich, man könnte so die Qualität des Spiels doch verbessern.

Das stimmt absolut und ich weiß auch, dass andere sich auch im Team vorbereiten, Armenien zum Beispiel und weitere. Ich bin davon überzeugt, dass es uns voran bringen würde. Ich hatte versucht, so was zu initiieren, aber es ist nicht leicht. Andererseits sind wir Europameister geworden, obwohl wir kein einziges Mannschaftstraining hatten.

Was sagst Du zum Boom in den asiatischen Ländern? Wie lange wird es dauern, bis China das Weltschach beherrscht?

Zehn zwanzig Jahre vielleicht, dann wird es wohl keine bedeutende Mannschaft aus Westeuropa mehr geben und das liegt unzweifelhaft daran, dass sie in China begriffen haben, wie sie den Sport voran bringen. Das war schon mit allen anderen Sportarten in China so. Die Jugendförderung ist dort eine komplett andere als bei uns. Hier wäre diese intensive Arbeit gar nicht möglich. Wenn wir beispielsweise einen Förderbeitrag vom Sportverband bekommen, steht direkt der Staat auf der Matte und fordert seine steuern – so kann das nicht funktionieren.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Was fällt Dir zum Stichwort Dresden ein?

Ich wäre so gerne Spieler unseres Teams bei der Olympiade, ich mag die Stadt und ich empfinde das Kongresscentrum als idealen Spielort. Ich kenne Dresden aus vielen Einsätzen und ich würde mich wirklich riesig freuen, wenn es noch klappen würde. Ich habe unserem Verband einen Vorschlag gemacht, wie es funktionieren könnte. Mehr kann ich nicht tun, nun ist unser Verband am Zug.

Loek, vielen Dank, dass Du Dir Zeit genommen hast. Ich würde mich wirklich freuen, wenn wir uns im November wiedersehen.

Danke – ich auch.

Das Interview führte Klaus J. Lais